Nach einer monatelangen Testphase, wenn nicht jahrelangen, hat Twitter endlich die erste Phase seiner verschlüsselten Direktnachrichten (DMs) eingeführt. Twitter selbst gibt jedoch zu, dass die Verschlüsselung noch nicht sicher ist, sich aber mit der Zeit verbessern wird.
Dies wirft Fragen über den Zweck der Veröffentlichung auf und ob sie als irreführend angesehen werden kann, insbesondere im Zusammenhang mit der nächsten Veröffentlichung von Twitter. Die neue Verschlüsselungsfunktion ermöglicht es Nutzern, die Verschlüsselung ihrer Chats zu aktivieren. Dennoch sind die Nachrichten nicht wirklich im üblichen Sinne verschlüsselt und die Nutzbarkeit der Funktion ist begrenzt, was zu Kritik von Datenschutzexperten geführt hat.
Twitter räumt ein, dass selbst mit der ersten Verschlüsselungsversion die Nachrichten anfällig für Eingriffe Dritter sind.
Von einer echten Verschlüsselung ist das natürlich weit entfernt. Der anfängliche Verschlüsselungsprozess funktioniert auf Konversationsebene und nicht für jede einzelne Nachricht, was eine weitere Möglichkeit für potenzielle Störungen eröffnet. Jeder, der sich Zugang verschafft, kann den gesamten Nachrichtenverlauf einsehen.
Das ist alles andere als ideal, und selbst Twitter-CEO Elon Musk rät den Nutzern, dieser Funktion nicht zu vertrauen. Warum also eine unvollständige Funktion veröffentlichen, die Sicherheit suggeriert, aber die Erwartungen der Nutzer an verschlüsselte Nachrichten nicht erfüllt?
Es scheint, dass Musk den Ansatz verfolgt, unfertige Updates so schnell wie möglich zu veröffentlichen und sie währenddessen zu verfeinern, um die Dynamik aufrechtzuerhalten und die Entwicklungsteams auf Trab zu halten. Diese Strategie ist jedoch für eine Funktion wie die Verschlüsselung nicht ideal.
Die erste Phase der verschlüsselten Nachrichtenübermittlung ist auf Einzelchats zwischen Twitter Blue-Abonnenten beschränkt, die zuvor miteinander kommuniziert haben, und unterstützt keine Anhänge in DMs. Das macht die Funktion fragmentiert, restriktiv und nicht wirklich repräsentativ für Verschlüsselung.
Musk wirbt seit langem für die DM-Verschlüsselung als entscheidenden Schritt, um das Vertrauen in die App zu stärken und den Nutzern ein sicheres Gefühl beim Austausch von Inhalten in privaten Chats zu geben. Durch seine „Twitter Files“-Berichte hat Musk aufgedeckt, dass das frühere Twitter-Management Zugang zu den DMs der Nutzer hatte und mit Regierungen an verschiedenen Projekten zusammengearbeitet hat, was impliziert, dass Twitter diese Informationen gegen die Nutzer hätte verwenden können. Dies unterstreicht die Wichtigkeit der Verschlüsselung, wirft aber auch Fragen darüber auf, warum Twitter sich entschieden hat, diese unvollständige Version als erstes Angebot zu starten.
Twitter hatte seine Verschlüsselungspläne zuvor wegen der Bemühungen zur Bekämpfung von Kindesmissbrauchsmaterial verschoben, da die Verschlüsselung potenziell Nutzer schützen könnte, die sich mit solchen Inhalten beschäftigen. Dies wirft ein Schlaglicht auf weitergehende Bedenken hinsichtlich der Verschlüsselung von Nachrichten und ihrer Fähigkeit, Kriminelle vor Entdeckung zu schützen. Es scheint jedoch, dass Twitter sich mit diesem Risiko anfreunden kann, auch wenn es diese Fragen nicht vollständig geklärt hat.
Die Strategie scheint Ankündigungen den Vorrang vor der Umsetzung der Dinge zu geben. Wenn Twitter seine Nutzer darüber informieren will, dass die Verschlüsselung verfügbar ist, muss es wirklich bereit sein. Andernfalls besteht ein erhebliches Risiko, dass die Nutzer über die Möglichkeiten der Funktion in die Irre geführt werden. Es ist unklar, ob dies beabsichtigt ist oder nicht, aber im Moment ist eine begrenzte Form der Verschlüsselung für einige Twitter-Nutzer zugänglich.
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